Freiwillig gesetzliche Krankenversicherung: Die Nachzahlungsfalle 

Freiwillig gesetzlich krankenversichert?

Bist du als selbständig tätige Person freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert, basieren deine Krankenversicherungsbeiträge auf deinem Einkommen. Doch was geschieht, wenn du dein Einkommen der Krankenkasse zu spät meldest? 

Dies kann zu nachträglichen Beitragsforderungen führen und deine Liquidität stark beeinträchtigen.

Gesetzlicher Hintergrund

§ 240 SGB V (Auszug) bestimmt:
„Für freiwillige Mitglieder wird die Beitragsbemessung einheitlich durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen geregelt. Dabei ist sicherzustellen, daß die Beitragsbelastung die gesamte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des freiwilligen Mitglieds berücksichtigt; sofern und solange Mitglieder Nachweise über die beitragspflichtigen Einnahmen auf Verlangen der Krankenkasse nicht vorlegen, gilt als beitragspflichtige Einnahmen für den Kalendertag der dreißigste Teil der monatlichen Beitragsbemessungsgrenze (§ 223).“

Rechtzeitige und regelmäßige Einkommensmeldung unverzichtbar

Die gesetzliche Krankenversicherung berechnet deine Krankenversicherungsbeiträge auf Grundlage deines jährlichen Einkommens. Wenn du dein tatsächliches Einkommen erst spät meldest, vor allem wenn dieses höher als das geschätzte Einkommen ist, führt das zu einer Nachforderung der zu wenig gezahlten Beiträge. Diese Nachzahlungen können erheblich sein und deine finanzielle Planung durcheinanderbringen. Vor allem, wenn du nicht genügend Rücklagen gebildet hast, können diese zusätzlichen Forderungen zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Daher ist es wichtig, deine Einkommensverhältnisse regelmäßig und genau zu überprüfen und der Krankenkasse zu melden.

Die Rolle der Steuererklärung und des Steuerbescheids

Eine frühzeitige und regelmäßige Erstellung deiner Steuererklärung ist entscheidend. Der daraus resultierende Steuerbescheid dient als offizieller Nachweis deines Einkommens und sollte deiner Krankenkasse so schnell wie möglich vorgelegt werden. Dies gewährleistet, dass deine Beiträge korrekt berechnet werden und vermeidet unangenehme Überraschungen am Jahresende oder Jahre später.

Das SGB V regelt dazu:
„Bei Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit werden die Beiträge auf der Grundlage der nachgewiesenen voraussichtlichen Einnahmen vorläufig festgesetzt. Die nach den Sätzen 1 und 2 vorläufig festgesetzten Beiträge werden auf Grundlage der tatsächlich erzielten beitragspflichtigen Einnahmen für das jeweilige Kalenderjahr nach Vorlage des jeweiligen Einkommensteuerbescheides endgültig festgesetzt.“

Aber Vorsicht: Weist ein Mitglied der Krankenversicherung seine tatsächlichen Einnahmen auf Verlangen der Krankenkasse nicht innerhalb von drei Jahren nach Ablauf des jeweiligen Kalenderjahres nach, werden die vorläufig festgesetzten Beiträge … unter Zugrundelegung beitragspflichtiger Einnahmen in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze (also der Höchstbetrag) endgültig festgesetzt. Ausnahme: es wird der Krankenkasse gegenüber nachgewiesen, dass ein Steuerbescheid noch nicht vorliegt.

Die Regelungen sind tatsächlich noch etwas komplizierter. Es empfiehlt sich, hier rechtzeitig Kontakt mit der Krankenkasse aufzunehmen.

Strategien zur Vermeidung von Beitragsnachzahlungen

Regelmäßige Einkommensprognose: Aktualisiere deine Einkommensprognose regelmäßig und teile Änderungen umgehend deiner Krankenkasse mit.
Frühzeitige Steuererklärung: Erstelle deine Steuererklärung so früh wie möglich und nutze den Steuerbescheid zur sofortigen Aktualisierung deiner Einkommensdaten bei der Krankenkasse. Inzwischen funktioniert das zum Glück auch rückwirkend.
Rücklagen bilden: Lege Rücklagen für eventuelle Nachzahlungen an, um nicht von Zahlungsaufforderungen überrascht zu werden. Im Profit First System hast du noch einiger Zeit automatisch Rücklagen für unerwartete Zahlungen aufgebaut.

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist

Erhälst du von deiner Krankenkasse den Beitragsnachweis für die zurückliegenden Jahre, kommen ordentliche, im Regelfall vier bis fünfstellige Summen zusammen.

Der einzige Trost: Die Krankenkasse gewährt dir regelmäßig eine Ratenzahlung.

Fazit

Eine zu späte Meldung deines Einkommens an die Krankenkasse kann ernsthafte finanzielle Konsequenzen haben. Indem du deine finanziellen Angelegenheiten sorgfältig planst und deine Einkommensdaten regelmäßig aktualisierst, kannst du solche Probleme vermeiden und deine Liquidität sichern. Dadurch bleibt deine finanzielle Gesundheit als Selbstständiger stabil und du vermeidest unerwartete finanzielle Belastungen.

Über den Autor

Joachim Welper

Als Steuerberater und ausgebildeter Systemischer Business Coach hat er in mehr als über 30 Jahren hunderte kleine Unternehmen, Arztpraxen und Freiberufler betreut.

Seine Vision ist es, seinen Coachees ein entspanntes und zufriedenes Leben in der Selbständigkeit zu ermöglichen. Dafür stellt er all sein Wissen, seine Erfahrung und seine Erfolgstools in unterschiedlichen Formen zur Verfügung.

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